Albi (Jens Albrecht) berichtet live aus Brünn



Hallo alle zusammen!

Für alle, die es interessiert,
hier meine Erfahrung in Brünn.

Am Donnerstag den 01.06. bin ich mit meiner Speed Triple zu einem Triumph-Treffen, dem 2. TriMOF-Treffen, nach Rendsburg aufgebrochen. Am Samstag in der Früh ging es dann weiter nach Brünn. Meine Fahrt ging über die A7 nach Hamburg, A24 nach Berlin, weiter über die A10 und A13 nach Dresden. Von da aus über Landstraße zum Grenzübergang Zinnwald. Weiter die B8 nach Prag und zu guter letzt die D1 nach Brünn.

In Hamburg hab ich mich natürlich prompt verfahren. ;-) Ich bin immer Richtung Berlin. Auf einmal war nur noch Autobahn ausgeschildert. Leider Richtung Hannover, Lübeck und solche Sachen. Kurze Runde gedreht und schon war ich wieder richtig. Die 5° Lufttemperatur, welche auf einer Anzeigetafel neben der Elbe zu lesen war, war dann auch die Erklärung dafür, warum es mich trotz Thermounterwäsche gefroren hat. Aber Richtung Berlin wurde es dann Gott sei Dank immer wärmer. Die Betonplatten-Autobahn war jetzt mal nicht so toll auf Dauer aber erträglich. Ich dachte mir nur: Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen. Und was soll ich sagen: Ich lächelte und war froh... und es kam schlimmer! Das Teil, was da Richtung Dresden verläuft, ist meiner Meinung nach eine Zumutung für jeden, der schneller als 80 fahren will. Sah aus, als ob die noch aus dem 2. Weltkrieg war. Ist sie wahrscheinlich auch noch. Na ja, egal. Endlich in Zinnwald angekommen sagten mir die 29° auf einer anderen Anzeigetafel, daß es nun doch wohl etwas warm für die Thermounterwäsche würde. Aber man ist ja so faul und bequem, also weiterfahren. Es ging dann erst mal ein ganzes Stück über Landstraße, bis mal wieder ein Ausbaustück der Autobahn kam, was aber eine willkommene Abwechslung zum stupiden Geradeausfahren war. Die letzten 200 km von Prag nach Brünn war dann eine Härteprüfung, da mir mittlerweile alle Knochen schmerzten und der Hintern durchgesessen war. Natürlich fing dann irgendwann wieder die Betonplatten-Autobahn an.

Nach guten 1000 km in ca. 11,5 Stunden bin ich dann endlich in Brünn auf der Rennstrecke angekommen. Dort holte ich mir dann erst mal meine Unterlagen mit samt Startnummer und was halt noch so alles dazu gehört. Danach suchte ich meine Bekannten vom Zweirad Motodrom (unser Motorradhändler). Diese waren kurz vor mir angekommen und hatten sogar eine Box gemietet. Natürlich wollte ich als erstes meine neuen Michelin Pilot Sport aufziehen lassen, welche ich denen mitgegeben hatte. Leider hatte der Reifendienst schon Feierabend gemacht. Egal. Dann halt erst mal alles runter schrauben, was man auf der Rennstrecke nicht so unbedingt braucht, Blinker und Rücklicht abgeklebt und Startnummer auf die Scheinwerfer. Am nächsten Morgen hab ich erst mal das Waschhaus besucht und nach 3 Tagen die erste Dusche genommen. Danach gleich den Hobel aufgebockt, Felgen runter und zum Reifendienst. Die haben natürlich noch gepennt. Also die Jungs aufgeweckt. 08.30 Uhr und Streß gehabt, denn um 09.00 Uhr ging´s los. Deswegen den Jungs erst mal Feuer gemacht. Während die die Reifen aufgezogen haben schnell noch Kette gespannt und gefettet. 08.50 Uhr. Schnell die Felgen wieder montiert. 09.00 Uhr. Scheiße, der Auspuff muß noch drauf und das Briefing ging los. Also, alles liegen gelassen und rüber. So Jungs, hieß es zum Schluß, holt eure Maschinen und stellt euch auf. Mist, Mist, Mist. Schnell Auspuff drauf, Hände gewaschen, in die Kombi und dann in die Boxengasse. Geschafft!

Es ging dann erst mal los mit den Einführungsrunden mit Instruktor zum Strecke kennenlernen. Absolutes Überholverbot und gemäßigtes Tempo. Brünn, blauer Himmel, 25° und alles hat gepaßt. Aber was war das? In der zweiten Kurve auf einmal beim Gas aufdrehen kein richtiger Vortrieb mehr, dann überhaupt nichts mehr. Ein mahlendes Geräusch von unten. Scheiße, hab ich jetzt das Getriebe geschrottet oder was? Nach der Kurve ausgerollt und rüber zur Leitplanke. Dort stand auch gleich ein Streckenposten, der mir half den Bock rauszuschieben. Kurze Inspektion. Was war das denn? Die Kette ist vom Kettenrad gesprungen! Wie kann das denn? Kurz überlegt - man bin ich bescheuert. Hab ich doch tatsächlich in dem Streß vergessen, die Klemmschraube an der Schwinge festzuziehen! Schaden - die Ruckdämpferabdeckung total zerkratzt, aber Dummheit gehört bestraft. Gott sei Dank hat das Hinterrad nicht blockiert in der Kurve! Also auf den Transporter gewartet und zurück in die Box. Aufgebockt, Kette neu gespannt und die Schraube FESTGEZOGEN! Danach, nach einer Pause, wieder mit der nächsten Gruppe raus und - was soll ich sagen - GEIL! Schräglagen bis die Rasten kratzten. Leider war der Zauber nach 5 Runden wieder aus. Nächster Programmpunkt: Trainingslauf des MSK Graz. Also warten. 11.00 Uhr. Die Strecke wurde zur Inspektion, welche alle 2 Stunden erfolgt, gesperrt. 11.15 Uhr. Instruktorfahren für Gruppe 1 - die schnellen Fahrer. Endlich wieder auf die Strecke. Raus aus der Boxengasse, erste Kurve. Eine 3. Gang-180°-Rechtskurve. Danach Linksknick, 4. Gang, 5. Gang bis 9500 U/min, bei 100m hart Bremsen und 2 mal runterschalten und in die enge Links. Gas halten und wieder nach rechts umwerfen. Immer direkt hinter dem Instruktor. Vor und nach jeder Kurve schaute er sich um, ob alle noch da sind, ob alle dranbleiben können. Nach dem Langsamsten der Gruppe richtete sich das Tempo. Durch die Rechtskurve, ich fuhr eine etwas engere Linie als der Instruktor, aber auch etwas langsamer. Der Stiefel schliff, die Rasten kratzten und die Schräglage war genial. Das Kurvenende in Sicht und... ALEA JACTA EST - Der Würfel ist gefallen. Leider nicht nur der. Als der Lenker den Boden ableckte, wußte ich, das war zuviel des Guten. Bei ca. 120 km/h legte ich mich auf den Asphalt, rutschte so um die 50 m über selbigen, bis ich unliebsame Bekanntschaft mit dem Kiesbett machte, in welchem ich mich dann ein paar mal überschlug. Kurze Besinnungspause. Alles noch dran. Schmerzen? Bis dahin noch nicht. Also aufstehen und umsehen! Da lag sie, die Lady, das Biest, meine Speed Triple. Eingeschlagen und eingegraben im Kiesbett. VERDAMMT. Der erste Versuch, sie aufzurichten, scheiterte. Da kam dann aber schon der Streckenposten gelaufen. Also, aufgewuchtet und rausgeschoben. Bestandsaufnahme: An dieser Stelle nochmal Danke an TM-Accessories! Die Sturzpads sind genial. Eigentlich sind nur verdammt viele Kratzer dran. Ohne die Sturzpads wäre wohl der Motor offen gewesen und der Kühler durch. Auch die Bagster-Tankabdeckung hat gute Dienste geleistet. Sie hat zwar jetzt einen Riß, unter dem ein fieser Kratzer sitzt, aber ansonsten hat der Tank nichts abbekommen. Der Auspuff hat auch sein Fett abbekommen, aber ich wollte ja eh mal einen Neuen. So, der Blick ist wieder nach vorne gewandert. Lenker krumm, Bremshebel auch. Mist, dem Ausgeichsbehälter für die Bremsflüssigkeit ist der Kiesbettkontakt auch nicht all zu gut bekommen. Na gut, erst mal wieder auf die Leute mit dem Transporter warten. Moment, da war doch noch was. Ja genau, die Klamotten könnten ja auch was abbekommen haben. Also, noch mal Bestandsaufnahme. Stiefel - ganz. Hose - Loch am rechten Knie. Jacke - Loch am rechten Unterarm. Handschuhe - Aua, da tut doch was weh. Also runter das Ding. Den super tollen Handschuh, welchen ich mir für 200 DM am vergangenen Mittwoch aus dem Top-Programm von Hein Gericke gekauft habe, hat es unterhalb des kleinen Fingers an der Handkante durchgeschliffen. Leider auch etwas die Hand, in der jetzt ein 1 cm großes Loch sich zur Schau stellt. OK, weiter geht´s. Helm - hat nichts abbekommen. Da kamen auch schon die Leute mit dem Transporter. Die kannten mich ja schon, also rauf den Bock und ab in Box Nr. 20 mit geknickten Ego und geknickter Triple. Da warteten auch schon alle aus unserer Gruppe. Einer der Instruktoren hat mich dann gleich zum Renndoc mit dem Roller gefahren. Kurz angesehen, Desinfektionsmittel drüber, kurz gestorben an den Schmerzen, Verband drum (2-3 Tage dran lassen hieß es) und wieder zurück in die Box. Nun gut, was tun. Rumsitzen is nich! Also erst mal sämtlichen Kies rausgepult. Rüber zum Reifendienst geschoben. Dort hab ich mir eine Druckluftpistole geben lassen, mit der ich dann den Rest rausgeblasen habe. Wieder zurück in die Box. Einer von den Anderen ist gleich angekommen und hat gemeint, er hätte noch ´nen Ausgleichsbehälter, wenn ich ihn denn wollte. Cool! In unserer Box waren zum Glück alles passionierte Schrauber. Also das Ding irgendwie drangeschustert. Beim Versuch den Bremshebel wieder gerade zu biegen, ist dieser natürlich abgebrochen. Mist. Da kam der nächste an: Hey, ich hab noch ´nen Bremshebel dabei, ist aber nur geliehen. Klasse! Also drangebaut. Mittlerweile war es schon Mittag. Nach der Mittagspause gleich wieder an´s Mopped, Bremsen entlüften. Kühler tropft nicht, Motor tropft nicht, schien soweit also alles dicht zu sein. Lenker war zwar krumm, aber noch fahrbar. Den Gummigriff vom Gas schnell noch mit Tape festgewickelt - Fertig! So, da stand sie also fahrbereit vor mir. Soll ich, soll ich nicht? Ich soll! Also, rein in die lädierte Kombi. Handschuhe, hmm, ich hatte zum Glück, ich weiß nicht warum, meine alten Handschuhe mitgenommen. Also vorsichtig das Ding über den dicken Verband gezogen, was natürlich mehr schlecht als recht ging. Nach der Mittagspause war freies Fahren angesagt, wo jeder konnte, wann er wollte. Nun gut. Raus auf die Strecke und eine langsame Runde gedreht. Nichts hat gewackelt, alles hat gepaßt, also noch eine. Nach 4 Runden bin ich wieder raus. Kurze Pause für die Hand und Inspektion am Motorrad. Immer noch alles dicht. OK, wieder raus. Eine Runde gedreht, noch eine ein bißchen schneller, und da verließen sie mich wieder. Ich hab die Muffen gekriegt und bin aus der Kurve raus ins Kiesbett ausgerollt. Na gut, kann passieren. Also kurz gewartet und wieder auf die Strecke. In der vorletzten Kurve vor der Zielgeraden das selbe Spiel wieder. Das Gefühl zu schnell zu sein, zu stark gebremst und geradeaus ins Kiesbett. Wieder Glück gehabt und nicht gelegt. Also gut, Schluß für heute. Danach war erst mal ausruhen angesagt. Am Abend gab es eine Grillparty vom Veranstalter Jura-Racing. Kostenlos versteht sich. Nur die 800 Liter Bier für die 100 Leute waren etwas happig. ;-)







Und das isser !



Und so lässt er angasen !





Und daher die Reifenverknappung !



Uns das hält er davon !



Neuer Tag, neues Glück. Freies Fahren von 09.00 Uhr bis 13.00 Uhr und von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Also, gleich früh um 09.00 Uhr bei Öffnung auf die Piste. Da war noch nicht viel los, da wohl die meisten noch das Bier geplagt hat. Kombi Angezogen, Verband runter und Pflaster drauf damit der Handschuhe besser paßt und raus auf die Strecke. Eine Runde zum aufwärmen für den Motor und die Reifen, auf die Zielgerade und los. 6. Gang Vollgas. 180°-Rechts. Bei 120 m hart Bremsen und zurück in den 3. Gang. Zum Kurvenausgang raustragen lassen und Vollgas in den Linksknick. 4. Und 5. Gang. Bei 100m in die Eisen, zweimal runterschalten und in die Links. Gas halten, umwerfen und in die Rechts. Da ist sie wieder, meine Kurve. Und durch! Vollgas bis in den 5. Gang bergab auf die nächste Rechts zu. Dreimal runter, abwinkeln und Gas halten. Leicht beschleunigen und wieder Rechts. Aus der Kurve raus, auf die gegenüberliegende Seite, umwerfen und in die Linkskurve, immer noch 2. Gang. Aus der Kurve mit Vollgas ohne zu schalten bis 10000 U/min, Bremsen, 90° Links, umwerfen, Rechts und wieder mit Vollgas aus der Kurve, bergab, bis in den 5. Gang. Bei 100 m wieder hart Bremsen, 3. Gang und in Rechtskurve. Bergauf rausbeschleunigen bis in den 4. Gang, Bremsen, 2. Gang und durch den Links-Rechts-Knick. Wieder Vollgas bergauf bis in den 5. Gang. Bei 100m wieder Bremsen, zurück in den 3. Gang, 90°-Linkskurve, umwerfen und mit Vollgas durch die letzte Rechtskurve auf die Zielgrade! Nach 15 Runden war ich Platt und fuhr an die Box. Es ging also doch noch! ;-) So ging es noch den ganzen Tag über. Immer rauf auf die Piste, ein paar Runden gedreht, bis einem der Schweiß aus dem Helm läuft, raus in die Box und Pause gemacht. Dann wieder raus auf die Strecke.

Aber genau das ist es! Wenn du mit maximaler Schräglage (ich hab´s getestet, mehr geht wirklich nicht! ;-)) und Hang-off die Maschine einigermaßen auf Ideallinie hältst, mit einem Auge auf den Kurvenausgang gerichtet und das zählen anfängst: 21, 22, 23 und jetzt Vollgas! Mit einem Hinterreifen, der unter der brutalen Beschleunigungskraft leicht zu rutschen beginnt, trägt es dich aus der Kurve, du lupfst kurz das Gas um den nächsten Gang reinzudrücken, quer über die Piste, noch einen Moment und... JETZT in die Eisen! Du stemmst dich gegen den Lenker, weil dich die Bremskraft sonst drüber schleudert, das Hinterrad fängt leicht zu tänzeln an, zweimal runtergeschaltet, ein leichter Drift, und wieder katapultierst du dich in die Schräglage! Ja, ich habe es gespürt, ich habe Blut geleckt! Das ist Motorradfahren! Aber nur auf dem Ring! ;-) Und hinterher an der Box, wenn du total verschitzt den Helm abnimmst und dir die Reifen ansiehst, dann fragst du dich: War ich das etwa? Cool! ;-)

Um 15.00 Uhr bin ich das letzte mal auf die Strecke für 45 min.! Danach habe ich wieder alles drangeschraubt, habe zusammengepackt und bin noch schnell unter die Dusche. Um 17.15 Uhr bin zur Heimreise angetreten. Die D1 nach Prag, von da aus über Pilsen nach Waidhaus. Hoch nach Weiden und von da aus die B470 Nach Forchheim. Das letzte Stückchen nach Bamberg über die A73. 22.30 Uhr war ich dann endlich zu Hause.

Obwohl mich die ganzen Kratzer an der Maschine ziemlich wurmen, war es dennoch eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt missen möchte. Ich hatte das Limit für mich ausgelotet und habe es hart aber herzlich gefunden. Besser es ist auf der Rennstrecke passiert, als irgendwo auf der Straße. Also, ich kann nur jeden Empfehlen, der noch nicht bei einer solchen Veranstaltung war: Macht dort einmal mit! Und wenn ihr denkt, ihr habt nicht das richtige Bike dafür, Bullshit! Dort waren Leute u. a. mit Triumph Tiger, Yamaha TDM 850, Honda CB 500, sogar eine Goldwing war dabei. Es ist egal, was ihr fahrt! Bei solchen Veranstaltungen kann man immer(!) etwas lernen.

Ich wünsche euch weiterhin eine sturzfreie Fahrt!

Tschau

Albi