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Gast Peter aus FFM
Geschrieben

Ich galube, nicht nur ich als Speed Triple Fahrer fühle mich hier angesprochen. Das kann man eigentlich auf alle T300-Modelle übertragen.

 

Schön ! :top:

 

 

 

 

 

 

Die neue Speed Triple ist ein Wundermotorrad, leicht, stark, schnell. Aber die alte ist schöner. Ich liebe sie - nur sie!

 

 

 

Die Alte und die Neue!

Von Kupper Guido 28. April 2007, 00:00 Uhr

 

 

Wheelies? Nicht mit der. Diese schwarze Maschine ist lang, allzu lang. Das Vorderrad will schon wieder in die nächste Kurve, da zirkelt das Hinterrad noch an der letzten Biegung herum. Kann man mit so einem Motorrad glücklich sein? Man kann. Man kann es sogar lieben. Zumindest dann, wenn man unter einem Faible für klassische Formen, für Dreizylinder und die pechschwarze Nacht leidet. Zwischen diesem sturen, teuflisch schwarzen Ding und seinem jüngsten Nachfahren, diesem neumodischen, neongrünen Kurzkrad mit dem kupierten Heck liegen elf Jahre. Dazwischen wurde ein Name berühmt: Triumph Speed Triple.

 

Der Motor der Speedy war schon Jahre vor ihr da: 1990 tauchte er zum ersten Mal auf, die 885er Triple-Maschine. Noch ein bisschen pussy im Silberlack, aber schon damals ein klares Statement aus Stahl. Gewicht und Abmessungen spielten keine Rolle. Am Bauch eines massigen Zentralrohrrahmens hing er, strahlte Solidität und Selbstvertrauen aus. Wer diesen Ruf hörte, erlag seinem Charme. Eine Sinfonie. Brabbelnd tieffrequenter Klangteppich, mahlend einfallender Zahnradoberton. Und bei Vollgas? Das British Empire im Tiefflug. Viele Motorräder bekamen diesen Motor. Aber auf die Keimzelle der Firma Triumph, auf die Begründerin des Erfolges, überhaupt auf das schönste Motorrad der Welt mussten wir noch volle vier Jahre warten.

 

Die Ur-Speed Triple, die T 300 B, war 1994 eine Hommage an England, an das Geburtsland von Cafe Racer und Ace Cafe. Im besten Falle war sie schwarz und etwas düster, manchmal orange, im schlechtesten Falle gelb. Dazu ausladend, unendlich lang, massig, präsent. Mit ihren in Weiß gesetzten Schriftzügen, der linientreuen Heckabdeckung, den auf Hecklinie geknickten Schalldämpfern und steinerweichend schönen Cockpituhren war sie aber zugleich auf crazy Art - eine Grazie. Diesem ersten Speed Triple-Modell ist es entscheidend zu verdanken, dass Triumph Motorcycles heute in den schwarzen Zahlen ist - mit konkurrenzfähigen, attraktiv designten Motorrädern, immer neben der Main Street operierend, immer hochindividuell.

 

Cafe Racer klingt nach locker. Von wegen. Mit der Ur-Speedy in den Infight zu gehen, fordert den ganzen Mann. Es gab sogar eine Speed Triple Challenge auf der Rennstrecke damals, eine Horde Unerschrockener im Kampf Mann gegen Mann. Wer das Ding heute durch die Innenstadt zwingt, weiß, um was es damals ging. Wenn die Dinger einschlugen, klafften hässliche Lücken. Die Legendenbildung war da bereits in vollem Gange.

 

Schon die T 509, die 1997 nachkam, brach mit dem Urkonzept. Vorbei war's mit dem Klassik-Look - Hooligan-Bike statt Gentleman-Rider. Doch die neue Maschine war der erste Streetfighter ab Werk. Ein starkes Motorrad und geradezu magersüchtig leicht - 28 Kilogramm Gewichtsverlust, zehn PS stärker, dazu kürzer, agiler. Im Sinne klassischer Eleganz aber, mit Verlaub, ein Rückschritt.

Die T 300 B hatte Ecken und Kanten - und gewichtige Eckdaten: massige fünf Zentner vollgetankt, viel Last auf dem Heck. Und für viele mittelgroße Europäer blieben die unverschämt tiefen Lenkerstummel hinter dem endlosen Tank unerreicht. Auch die hohen und weit hinten liegenden Rasten verfehlten bei weitem den Ergonomie-Gedanken. Aber diese Strecklage ist es immer noch, die das Hochgefühl auf die Spitze treibt. Hier fährt noch der ganze Mann das Motorrad, nicht das Motorrad den Mann, eine Maschine mit Rodeo-Effekt. Da heißt es schon schuften für diese köstliche Empfindung souveräner Beherrschung der Technik. Ein Hochgefühl, wenn die schwarze zickige Ziege dann mit klaren Lenkbefehlen, Schenkeldruck und einer guten Portion Erfahrung gefügig an der Leine geht. Ein bezwungener Bulle, der ballerinenhaft durch Wechselkurven wedelt, wenn der Fahrer zum Schwitzen und Ackern bereit ist - und dann das Gefühl verdienter Erhabenheit erlebt. Die Bewegungsabläufe automatisieren sich zwar, aber die Bezwingerlust bleibt. Old School, das ist die T 300 B.

 

Gegen ihre gleitende Ruhe, ihre unerschütterliche Länge, ihre halsstarrige Unhandlichkeit, die fordernde Körperlichkeit ist die 1050er Speed Triple Baujahr 2007 ein dürres, hektisches, zappeliges Nervenbündel. New School. In Sachen Handlichkeit sind die beiden Himmel und Hölle, Gut und Böse, schwarz und weiß, Gegenpole.

 

Wenn es eines Beweises bedarf, dass ein unter heutigen Testkriterien durchschnittliches Fahrzeug den vollen Glücksgefühlkrampf in der Magengrube landen kann: die alte T 300 B ist dieser Beweis.

Zugegeben - die Neue sticht zwar auch, in die Magengrube und im Testprotokoll. Die in sich ruhende Würde der T 300 B aber hat sie nicht, dazu ist sie zu zeitgeistig extrovertiert, zu grell.

Dass die Aktuelle so kurz wirkt, liegt am guillotinierten Heck. Ein echter Chopper. Auspuffmündung und Rückleuchte genau über der Hinterradachse, das spricht für mutige Designer. Aber die Speed Triple sieht nicht nur kurz aus - sie ist es tatsächlich. Trotzdem klappt sie in den Kurven nicht das Vorderrad ein, sie fährt sich kompromisslos neutral und punktgenau, so mühelos, so leicht wie eine Daunenfeder.

130 PS, 105 Newtonmeter, die neue Speed Triple hat einen Spitzenmotor. Die Drehmomentkurve schwebt hoch überlegen über der der alten 885er-Maschine. Kunststück, bei 165 ccm größerem Hubraum. Ein explosiver Motor, hochentflammbar schon ab Leerlaufdrehzahl. Eine Einspritzung, so sanft und lastwechselfrei, dass sie endlich in der Liga spielt, in der die Vergaser damals in Rente gingen. Empfänglichkeit für kleinste Lenkimpulse, erstklassiges Bremsen. Wheelies am Gas, einfach so. Die Neue verkauft ihr Können als Spiel, scheinbar mühelos ein Spiel ohne Grenzen. Doch es kann zum Spiel mit dem Feuer werden. Dann, wenn die Speed Triple besser ist, als der Fahrer fährt. Mühelosigkeit schläfert ein. Zu wenig Respekt, und das nächste Gebüsch verschluckt Ross und Reiter. Alle Speed Triples brauchen den Routinier. Die Neue kann das nur besser kaschieren.

 

Ich selber liebe die Alte, obwohl auch die Neue Suchtpotenzial hat - und nicht nur wegen ihrer Leistungsfähigkeit. Die Lackflächen des Tanks, die herrlich gemachten Abdeckungen, die runden Glubsch-Scheinwerfer. Eine Speed Triple und ein leidenschaftsloser Fahrer? Ein auszuschließender Fall.

 

Und die Außenwirkung? Der hochgradig unrepräsentative Test vor badischen Eisdielen zeigt: Klassische Eleganz kann gegen Krawallo-Optik leicht bestehen. Als Beinahe-Normalfall heutigen Motorraddesigns hat sich das Schrille leicht abgenutzt. Gleichstand bei alt gegen neu, unentschieden. Mit leichten Vorteilen zugunsten des Klassik-Racers beim gereifteren Publikum. Aber vielleicht ist meine Liebe zur T 300 B ja nur ein tragisches Zeichen vorzeitigen Alterns. Sie reift mit mir. Klassiker unter sich. Egal, wie viele Speed Triple-Modelle noch kommen werden - diese wird immer die erste bleiben.

 

 

 

 

:love:

Gast Jonas900Sprint
Geschrieben
Ich galube, nicht nur ich als Speed Triple Fahrer fühle mich hier angesprochen. Das kann man eigentlich auf alle T300-Modelle übertragen.

 

Schön ! :top:

 

 

:love:

 

Recht hast Du.. diese alten Eisenschweine von der Insel wecken einfach Emotionen.

Geschrieben

Danke dafür!!

Guido Kupper ist ein ganz Großer; zudem hat MO schon immer die englische Fahne hoch gehalten...

Egal was aus Hinkley kam; es war immer geil....!

 

Griass!

Geschrieben

MoinZ !

 

Naja, wenn ich

"Das Vorderrad will schon wieder in die nächste Kurve, da zirkelt das Hinterrad noch an der letzten Biegung herum."

und

"In Sachen Handlichkeit sind die beiden Himmel und Hölle."

lese,

dann weiss ich, der Mann war mit Bridgestone unterwegs,

mit ´nem M1 drauf wäre er zu anderen Erkenntnissen gelangt.

 

 

Gruss, Jochen !

Geschrieben
Ich galube, nicht nur ich als Speed Triple Fahrer fühle mich hier angesprochen. Das kann man eigentlich auf alle T300-Modelle übertragen.

 

Schön ! :top:

 

Dem muss ich mich auch anschliessen. Habe mit tiefen Lenkerstummeln und hinten liegenden Fussrasten zwar keine Erfahrung, aber den Rest kann ich voll und ganz bestätigen.

 

 

Jürgen

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