Exil-Mainzer und der Odenwald

[Morrow]

Kurzgeschichte.

 

Mittwoch hab ich die schwarze Baletttänzerin durch die HU gewuchtet, nachdem ich mich um Hinterradbremse und gebrochenen Schwingenumlenkhebel kümmern mußte. Jetzt ist alles wieder dufte und die Saison kann endlich starten! Bis zum verdammten Mai hats gedauert, Damn!

 

Dann stellt sich natürlich als Ex-Sachse und Jetzt-Mainzer die Frage: Wo kannste dich mit der Dicken denn eigentlich so rumtreiben? Meinen Stuttgarter Dude noch mit ins Boot geholt und sich kurzentschlossen, ob der Anfahrt für beide, für den Odenwald entschieden.

Odenwald? Im Schulunterricht mal mit´m Finger an der Landkarte vor der Klasse zeigen müssen aber ansonsten Null Ahnung was, wo ,wie und überhaupt.

Nun denn. Schnell noch Freitag Abend die Motad Venom drangewurschtelt (was erstaunlich schnell ging und auch gut passt und gar nich Scheiße aussieht!) damit die Kleine auch ihre im Winterschlaf angesparten Worte und Informationen kundtun kann. Mädels sind ja recht mitteilsam...

 

Freitag Nacht extrem hibbelig gewesen, unruhiger Schlaf, Aufregung und gierige Vorfreude. Endlich wieder Moped faaahn!

Sonnabend leichtes bis gar kein Frühstück, Klo, Kaffee, Klo, Leder drüber zerren, Helm putzen, am Moped rumummeln, Handschuhe an, Helm auf, Klo, wieder zum Moped, draufsetzen.

 

Zärtlich die Dicke aus dem Innenhof schieben, auf der Strasse nochmal satt auf den Seitenständer einklicken, Tor zu und draufsetzen. Uiuiui das isses wieder, das fast vergessene Gefühl eine Triumph aus der Ständerschräglage in die Mitte zu wuchten und dort sanft auszubalancieren. Zündschlüssel rein, Chokehebel drehen, kurze Gedenksekunde, nervös mit dem Finger am Starter rumnesteln und dann endlich draufdrücken. Schwer zerrt der Anlasser an den dicken Kolben und prustend, rülpsend beendet die Dicke ihren Schlaf. Jepp Dreizylinderklang! Mit der Drehzahl erhöht sich die Gänsehaut, die Motads klingen vollmundig und bevor irgendeine Oma das Fenster aufreißt und nach dem Blockwart schreit, düs ich los.

 

Erstmal mich und die Kleine warmschütteln, warmrollern und sich kennenlernen. Zur Überbrückung Autobahn bis Heidelberg. Krass wie ein 17 Jahre altes Motorrad auch hier brillieren kann. Bei 160 Hahn auf, heißt immer noch festhalten und staunen wie die Nadel flitzt! Völlig ausreichend bis sensationell.

Runter von der Bahn und Treffpunkt in Neckargmünd anvisieren. Larsi aus Stuggi mit seiner (in vielen Kreisen total unterschätzten) SV650 trifft zeitnah ein und wir starten.

 

Da wir zwei Ossis ja Null Ahnung vom Odenwald haben, habe ich ein paar Schlagworte (Orte) auf nen Zettel gekritzelt und auf´n Tank gepappt. Dieses Minimal-Navi funktioniert dufte auch wenn wir einige Orte mehrfach aus verschiedenen Richtungen passieren, was aber eigentlich Wurscht is.

 

Immer wieder erstaunlich wie man sich doch jedes Jahr wieder einfinden muß in die 4 Grundrechenarten: Geschwindigkeit, positive Beschleunigung, negative Beschleunigung und Schräglage.

Nicht zu vergessen die vielen Unbekannten in der Gleichung als da wären: Strassenbelag, Lichtverhältnisse, Rentner im Benz, Völlegefühl nach der verdienten Nahrungsaufnahme gegen Mittag und die eigene Selbstüberschätzung.

Also gemach, gemach und ruhig angehen lassen.

Die Dicke spielt unaufgeregt und sensibel mit und merkt, das der Vati obenauf noch im ersten Level rumtobt und zum jetzigen Zeitpunkt keinen Endgegner braucht. Also hält sie sich bescheiden im Hintergrund und funtioniert einfach nur. Danke dafür. :-)

 

Jede durcheilte Kurve, jeder Gangwechsel, jedes Anbremsen, jedes Umlegen und Wiederaufrichten, jede getroffene Linie gräbt das vergessene Wissen und die im Fahrer schlummernden Möglichkeiten langsam wieder aus und läßt mich blöd in den Helm grinsen. Larsi scheint dasselbe zu erleben. Wir sprechen nicht viel, fahren dafür umso mehr (500km werden es werden) und wenn ich in der einen oder anderen kurzen Pause in seinen Helm gucke, weiß ich das es ihm genauso geht wie mir. Danke dafür!

Die Strassen sind der Hammer, die Landschaft pupillenerweiternd und das Wetter spielt den entspannten Schräglagenblues. So verfackeln wir genüsslich 2 Tankladungen vom feinen E5-Super, rubbeln die Reifen vernünftig runter, hauen uns den Bauch mit Schnitzel und Wurstsalat voll und glotzen grinsend und zufrieden in die Welt.

 

Die gefressen Kilometer zeigen mir einmal mehr, dass ich nix anderes als die dicke Schwarze brauche. Die bremst wie irre, drückt meinen Fähigkeiten entsprechend nach vorn, klingt einfach nur geil und einzigartig und ist eine wunderschöne Seltenheit. Viele Mopeds hab ich im OWald gesehen. Keine war auch nur annähernd so exotisch wie die T300! Auffällig war die extrem geringe Anzahl von Mopeds in ihrem Alter. Fast ausschließlich neues und neuestes Testsiegermaterial. Sollen die nur machen. Bleibt mehr Prestige für mich....

 

Nach neun Stunden im Sattel abends zu Hause angekommen, Steak aufn Grill gedonnert, Bier geöffnet und sinniert. Der Odenwald sieht mich wieder! Gern mit einigen von euch!

 

Thomsen

[Gast Peter aus FFM]

Schön geschrieben !!!

 

Klo, Kaffee, Klo...

kannte ich bisher immer nur als die 3K - Kaffee, Kippe, Kacken ...

 

 

 

 

Gruß Peter

[Gast bobby k.]

[Jens300]

Leider kommst Du Jahre zu spät. Da war der Odenwald noch jetzt sind ja bald mehr Strecken gesperrt als fahrbar.

 

Fahrt das hier mal ab

 

Da sind dann auch soooo viele kleine, geile Nebenstrecken, da winkst ab.

 

Bin ab Freitag wieder dort unterwegs, meldet Euch mal.

 

[Gast Nasso]

 

Fahrt das hier mal ab[/url]

 

 

Yep. Das ist der beste Odenwald !

Da fahr mal hin.

 

Nasso

[Gast Riggerrainer]

Sehr schoen geschriebene Geschichte!!!!

[Morrow]

Hallo,

 

danke für den Tourentip! Erkenne einige Orte und Strassen wieder und ja ihr habt recht, man findet schon ziemlich viele eingeschränkte oder gesperret Strecken in der Gegend. Schade drum...