Djeans Geschrieben 4. Oktober 2023 Geschrieben 4. Oktober 2023 Moin geschätztes Forum! Bevor ich in die Planung der Ersatz- und Neuteilbeschaffung gehe, möchte ich die Gehäusehälften auf Verzug prüfen. Also auf den freien Gang der Kurbelwelle. Gelöst habe ich zwar alles in der Reihenfolge, wie es sein soll, auch der ZK ist runter, aber sicher ist sicher. Ich würde nun gerne wissen, was dabei zu beachten ist. Also reicht es, die KW in das Gehäuse zu legen oder müssen dazu alle Komponenten einmal zusammen? Muss ich dann schon den Dichtstoff auf die Flächen auftragen? Und wenn ja welchen? Ist es zur Beurteilung notwendig den Drehmoment nach WHB komplett durchzuziehen oder reichen da 10 Nm? Für Antworten immer wieder dankbar! Ahoi Djeans
Eddy Geschrieben 5. Oktober 2023 Geschrieben 5. Oktober 2023 das sind gute Fragen & nicht auf alle habe ich eine Antwort, bzw. kann Dir nur schreiben wie ich das mache. Zunächst mal, alle Gehäuse die ich bisher vermessen habe waren mehr oder weniger verzogen was auch nicht sonderlich verwunderlich ist, wenn man sich das Konstrukt & deren Betriebsbedingungen genauer betrachtet. Die Gute Nachricht dabei, von allen war nur eins danach nicht mehr zu gebrauchen. Die anderen mit mehr oder weniger Bauchschmerzen & Luft anhalten, aber sie leben alle noch. Nun denn. Die leeren & gereinigten Gehäusehälften werden wie im WHB vorgegeben verschraubt. Dabei ist darauf zu achten das die Auflageflächen keine Macken haben die hervorstehen. Leichte Vertiefungen sind kein Problem da diese bei der endgültigen Montage durch das Dichtmittel geschlossen werden. Dann wird mit einem Innenfeinmessgerät (Subito) die Hauptlagergasse vermessen. Von oben nach unten hat man das Bohrungsmaß is klar, misst man 2x diagonal in der Nähe der Trennkante, hat man im besten Fall das gleiche Maß, sehr wahrscheinlich jedoch 2 verschiedene, ein größeres & ein kleineres. Anhand des Wertes kann man den Versatz erkennen. Zum Abdichten kommt Dirko grau mit einer ganz feinen Linie zum Einsatz. Hier braucht man wirklich nicht viel & weniger ist mehr. Viel wichtiger ist es keine notwendigen Stellen auszulassen, denn ist das Gehäuse erst mal zusammen & irgendwo "keine" Dichtmassen, ist es sehr schwer diese Stelle von außen dicht zu bekommen.
Djeans Geschrieben 8. Oktober 2023 Autor Geschrieben 8. Oktober 2023 Hey Eddy, Danke für die Antwort! Offenbar ist dies ein schwieriges Thema. Oder es ist bereits alles gesagt. Über ein Innenfeinmessgerät verfüge ich leider nicht, daher werde ich es nun mit eingelegter KW probieren müssen, alles auf Drehmoment und dann vorsichtig versuchen, ob die KW läuft. Wenn nicht müsste ich zum messen mal zum Motorenbauer ....
Eddy Geschrieben 8. Oktober 2023 Geschrieben 8. Oktober 2023 Nabend @Djeans, offenbar ist das wohl so. Es gibt nicht so viele hier die so weit gehen & noch weniger die über entsprechendes Messwerkzeug verfügen. Das kann man mit eingelegter KW so machen, ergibt aber keine Aussage darüber ob das Gehäuse verzogen ist oder nicht, sondern nur, dreht sich oder eben nicht. Die Gefahr bei Verzug ist, wenn das Kleinstmaß der Bohrung mit Lagerschalen etwa 0,02-0,03mm kleiner ist als der KW-Durchmesser wird sich die KW ohne nennenswerten Wiederstand trotzdem drehen lassen. das dumme dabei ist, es entstehen keilförmige Öltaschen an deren Ende die KW nicht mehr auf dem Ölfilm läuft sondern in den Lagerschalen. Ich hoffe Du kannst nachvollziehen was ich meine wenn nicht male ich das mal auf. Besser wäre es schon das zu vermessen um zu sehen wie sehr der Verzug ist & ob das event. mit einem anderen Lager auszubügeln ist.
Vaporlock Geschrieben 9. Oktober 2023 Geschrieben 9. Oktober 2023 Hi, Frage, sind die plastigauge streifen nicht eine "ausreichend präzise" Messung für Kurbelwelle und Lagerschalen? Mann konnte diese auch auf zwei stellen anbringen oder?
Djeans Geschrieben 9. Oktober 2023 Autor Geschrieben 9. Oktober 2023 Vaporlock: Ja, die Plastic Gauge Messstreifen habe ich hier auch liegen. Allerdings müssten ja die Gehäusehälften 6x gedreht werden, will man es nach WHB in der richtigen Reihenfolge mit dem vorgegebenen Drehmoment durchführen. Wie bekomme ich da die Kurbelwelle gehalten? Es sei denn sie hält von allein. Denn is' auch klar..... @Eddy: ja, kann ich nachvollziehen! Da kaue ich nochmal drauf rum.
Eddy Geschrieben 10. Oktober 2023 Geschrieben 10. Oktober 2023 Für all die Anderen die es nicht nachvollziehen können. Ein Bild macht es doch leichter verständlich & warum das mit dem Platikkram nicht funzt. Wenn sich ein Gehäuse verzieht, dann hat das die größte Auswirkung in der Horizontalen. (keine schmutzigen Anmerkungen bitte ) Dadurch ist die Hauptlagerbohrung nicht mehr schön rund wie sie einmal gebohrt wurde sondern sieht so (oder in die andere Richtung verschoben) wie auf Bild A aus. Zur besseren Verdeutlichung natürlich stark übertrieben dargestellt. Dadurch ergeben sich 3 Maße: 1. Das Nennmaß & Horizontal gemessen 2. ein Größtmaß & 3. ein Kleinstmaß. Misst man bei solch einem verzogenen Gehäuse mit Plastigage, gibt das vermutlich immer ein gutes Ergebnis weil sich das Nennmaß fast nicht verändert. Jedoch horizontal gemessen kann es sein das dass Kleinstmaß kleiner ist als die KW & dann sieht das so aus wie in Bild B mit eingelegter KW. Das bekommt man nur heraus wenn die Bohrung mit einem Innenmessgerät 2x horizontal vermessen wird. Natürlich hat der Motor genug Dampf um das durch zu ziehen, der nächste Lagerschaden ist jedoch vorprogrammiert. Und warum verzieht sich das Gehäuse obwohl die Schrauben in der richtigen Reihenfolge gelöst wurden? Na weil das Gehäuse ein Gussteil ist & Gussteile immer irgendwelche Spannungen haben die sich im laufe der Zeit & die vielen, vielen Male warm-kalt, entspannen & ganz besonders wenn man die Schrauben raus dreht. Dann hat es besonders viel Platz zum entspannen & muss dafür noch nicht mal Urlaub machen, die heimische Werkstadt reicht.
Spencer Geschrieben 11. Oktober 2023 Geschrieben 11. Oktober 2023 Generell ist es schwierig, diese Bohrungen exakt zu vermessen; vielleicht mit elektronischer Hilfe, aber mit den üblichen Innenmessgeräten bekommt man immer eine Streuung an Messergebnissen. Daraus muss man sich letztendlich ein "Bild" ableiten und die Bohrung in die richtige Toleranzklasse einordnen (jede Toleranzklasse umfasst fast einen Hundertstel Millimeter: 41,118..41,126; 41,127 .. 41,135 usw.). So einen Versatz eindeutig zu identifizieren, habe ich deshalb immer als schwierig empfunden, denn er ist auch nur im Bereich von wenigen Tausendstel Millimetern ... und letztlich sieht das bei Betriebstemperatur dann ggf auch nochmal anders aus. Ich würde einmal so sagen: wenn die Messergebnisse zwischen horizontal und vertikal vermessener Bohrung eindeutig unterschiedliche Toleranzklassen ergeben oder die horizontalen Messungen mal so zwischen "größtMaß" und "kleinstMaß" irgendwie "springen", dann sollte man misstrauisch werden. Plastigauge ist m.E. eine brauchbare Variante, um die richtige Wahl der Lagerschalen final zu prüfen ... und ja, nach WHB muss man das Gehäuse dann zigmal wenden, aber die Welle ist ja mit dem Plastigauge quasi geklemmt und rotiert nicht von alleine (... es sei denn man wirbelt das Gehäuse bei Drehen).
Eddy Geschrieben 11. Oktober 2023 Geschrieben 11. Oktober 2023 Hallo Spencer, mit dem richtigen Messwerkzeug ist das überhaupt nicht schwierig & Werte von +/- 0,001 sind machbar. Abgesehen davon das im 1/1000 Bereich zu messen eh nicht ganz ohne ist. Wenn es sich, so wie Du schreibst, nur um wenige Tausenstel handelt, ist das kein Problem. Wenn jedoch die Messuhr beim drehen vom kleinstMaß auf das größtMaß um etliche Hunderstel "auf" springt, dann schon. Die von Dir angesprochenen "Toleranzklassen" beziehen sich auf die Neufertigung & gehen von einer perfekt runden Bohrung aus. Bei einem Gehäuseverzug sind diese Toleranzklassen nicht mehr anwendbar.
Jochen Geschrieben 11. Oktober 2023 Geschrieben 11. Oktober 2023 Moin Lagerschalen aus einem Gehäuse mit geringem Verzug : Plastigauge ... Da schleichen sich flott Fehler ein. Schon öfter ist mir aufgefallen, die Maße der Kurbelwellenhauptlager werden gerne in deren Mitte gemessen, was durch die Ölnut wenig bis gar keinen Sinn macht, denn da gibt es so gut wie keinen Verschleiß. So hat es schon manchen Motor zerschrotet, so ergibt es fast immer falsche Maße und unrichtig eingeordnete "Toleranzmaße". Die Messung hat an den Laufstellen der Lager zu erfolgen. Gruss, Jochen !
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