Alfred M. Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Anno 2001 im Herbst kam ich auf die Idee, meine 12er Daytona zu verkaufen. Inzwischen war das 3. Kind unterwegs, ich kam immer seltener zum fahren und hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt das Motorradhobby an den Nagel zu hängen. Dazu kamen noch gesundheitliche Probleme, ein fetter Bandscheibenschaden in der Lendenwirbelsäule warf mich schwer zu Boden, ich war fertig. Über mobile.de war das gute Stück auch gleich vermittelt und ging am Tag der deutschen Einheit in die Hände eines neuen Besitzers über. Der Käufer drehte eine ca. 20 minütige Probefahrt und kam auch begeistert von dieser zurück. Mit dabei waren noch zwei Freunde des Käufers, die standen aber mehr oder weniger nur rum. Nach der Probefahrt stand die Daytona mit laufendem Motor vor dem Haus und alle begutachteten das gute Stück nochmal. Einer sprach das Thema Motorgeräusch an und ich versicherte das dies bei der 12er völlig normal sei, da ich mich nach meinem Kauf 1996 selbst bei meiner Triumphwerkstatt danach erkundigt hatte und ich da die selbe Antwort bekam, es gab auch keine bekannte Schäden oder Probleme, die Maschine hatte zu diesem Zeitpunkt 28000 km auf der Uhr. Das Moped ging also für 8.700 DM (ca. 4.355 €) an den neuen Besitzer. In Bar bezahlt, mit Schwarzgeld was er sich die letzten Monate in seiner Firma auf die Seite geschafft hat wurde mir von ihm versichert. Ich muss auch gestehen, das ich die ganze Zeit über ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache hatte. Der Kerl passte gar nicht so richtig auf eine solche Maschine, er war viel zu schmächtig für die viele Power, was mir letztendlich aber Jacke wie Hose war. Doch dieses komische Gefühl war einfach da. Die kommenden 4 Wochen lies ich das Geld unangetatstet liegen, evtl. überlegt er sich das ja noch mal, dacht ich mir. Irgendwann so 6 Wochen nach dem Verkauf kam Post, der motor hätte vermutlich einen Kurbelwellen- oder Pleullagerschaden und mache merkwürdige Geräusche. In seiner Werkstatt wurde angeblich null Ventilspiel gemessen und eine Ölablassmenge von 2,5 Litern festgestellt. Er will den Kauf wandeln, sprich ich nehm das Moped wieder und er sein Geld. O.K, null Ventilspiel kann nicht sein und Öl hatte ich immer kontrolliert, kann also irgendwie auch nicht sein, auserdem fährt er schon seit 6 Wochen damit rum, Öl geht mich da gar nix mehr an. Mein erster Gedanke war, der Junge hat die Maschiene gnadenlos verheitzt und kommt jetzt auf die Tour daher. Ich war langsam richtig sauer auf den Typen, behauptete der doch ich hätte ihn übers Ohr gehauen und absichtlich belogen. Ab zum Anwalt, den Kaufvertrag hingelegt und die Story geschildert, worauf der Anwalt nur meinete: "Machen sie sich mal keine Sorgen, der hatt keinerlei Chancen auf Erfolg!", im Vertrag stand ja auch "wie gesehen und probegefahren". fortsetzung folgt...... Gruß Al Fred
Gast sandmann Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 hmmm.....klingt auf jeden fall schon mal spannend
Falk Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 na lso mach schon. Wo ist die Fortsetzung. Ist ja fast wie ein Krimi.
Alfred M. Geschrieben 27. Mai 2009 Autor Geschrieben 27. Mai 2009 Die Daytona blieb also beim Verkäufer, bis das erstmal geregelt ist. Der gegnerische Anwalt lies erstmal ein Gutachten erstellen von nun an ging es um ein "Atypisches Motorgeräusch" im Schiebebetrieb! Als mögliche Ursachen waren Pleullager, Kurbelwellenlager, Steuerkette oder Antriebskette angegeben. Bis zum Tag der ersten Verhandlung vergingen ca. 10 Monate, mit meinem Anwalt hatte ich inzwischen auch schon Stress, der hat sich nicht um die erforderlichen Fristen kümmerte, musste ich ihm das Mandat entziehen und bekam endlich meine Akte zurück. In meinem guten Glauben an Gerechtigkeit vertrat ich mich vor Gericht selber, für mich war eh klar das mich keine Schuld trifft, sollte der Motor wirklich inzwischen kaputt sein. Die Gerichtsverhandlung verlief aus meiner Sicht total Scheiße. Mir wurde Betrug und vorsätzliche Täuschung zur Last gelegt. Ich solle die Kosten für Anwalt, Gericht und Gutachten tragen und den Aufpreis + Zinsen zurückzahlen. Die Verhandlung wurde Vertagt, ein weiteres Gutachten zur genaueren Klärung der Ursache wurde in Auftrag gegeben. Die Zeit verging und ca. 8 Wochen später war das neue Gutachten fertig. Dort stand an sich das selbe wie im vorherigen. Der Gutachter machte eine Probefahrt von ca. 1000 Metern !! und bemerkte für sich die Motorgeräusche im Schiebebetrieb. Die Maschine stand zu diesem Zeitpunkt schon fast ein Jahr und wurde nicht mal warm gefahren. Neben zu war ich durch meinen 3fachem Bandscheibenvorfall schon seit gut 18 Monaten krank zu hause, finanzielle Mittel waren allesamt aufgebraucht und mir ging es total mies. Ich sollte eine fünfköpfige Familie ernähren, ging aber nicht mehr,dazu noch dieser Schlamassel. Irgendwann kam die 2. Verhandlung, diesmal hatte ich wieder einen Anwalt dabei. Anhand des 2. Gutachtens entschied das Gericht, das jeder einzelne Mangel an sich ein Recht auf Wandlung wäre, also auch eine gelängte Antriebskette! Da meine Finanzen nur kleine Ratenzahlungen zuließen, holten mich immer neue erfinderische Kosten des Anwalts ein. Die Schulden wurden immer mehr. Zum Schluss lies der Anwalt noch meine Wohnung Zwangsversteigern, worauf die Bank das Darlehn hierfür sofort kündigte. Die Wohnung wurde verscherbelt, jetzt wollte das Finanzamt auch noch ordentlich Geld von mir, so um die 7.500 €uronen. Daraufhin beantragte ich private Insolvenz, das ist nun fast 3 Jahre her. Die Triumph hab ich mir wieder geholt, der Käufer hatte sein Geld bis auf einen kleinen Rest von 100€ zurückbekommen. Und siehe da, fahre jetzt schon 5000 km fröhlich in der Gegend herum, die einzigen Probleme kamen durch die ewige Standzeit von 6 1/2 Jahren und dem Mäusequartier in der Airbox. Manche Fragen bleiben aber, wie kann die Motorradwerkstatt so was auf eine Reparaturrechnung schreiben, wären dort wirklich nur 2,5 Liter Öl drin gewesen müsste man sich glaube ich schon sorgen machen. Null Ventilspiel kann ja auch nicht sein oder? Und das Motorengeräusch hört sich für mich wie immer an. Das Gutachten entstand mit Sicherheit aus Gefälligkeit, ich habs leider nicht mehr das wollte eigentlich einscannen und hier posten. Hab den ganzen Schriftkram schon vor ein paar Monaten gründlich entsorgt. Nur die Werkstattrechnung hab ich hier noch. http://t300.t3.funpic.de/Rechnung%20.jpg Gruß Al Fred
Falk Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Ach Du Sch.... Das ist ja mal richtig heftig. Hattest Du im Kaufvertrag nicht die Gewährleistung ausgeschlossen? Oder war das dann egal? Die Folgen des Verkaufs waren ja die Hölle. Unglaublich. Ich kann nur hoffen, dass Du und Deine Familie Euch finanziell ein wenig erholt habt. Ich bin Fassungslos.
Mr.horsepower Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Wow ... also, Motorrad am besten nie nicht verkaufen ! aber sehe es positiv - nach der ganzen Zeit ist Deine Inso auch bald vorbei und das Boik hast du noch .... Der Ärger kam unpassend und war wohl eher der "berümte Tropfen" der das Fass zum überlaufen brachte. Ich habe sowas ähnliches mal in der 2. Instanz gewonnen .... das geht an die Nerven, alleine wegen der vielen Zeit ins Land geht und der Angst Jahre später den Kaufpreis zu erstatten. Ich mache je nachdem entweder garkeine Verträge im privat Verkauf, oder wasserdichte. Aktuelles Problem: nem Arbeitskollegen nen 93er BX verkauft an dem ich grad ne Kupplung gemacht hab .... nach ner Woche massiver Ölverlusst .... jetzt Motorschaden. Wir haben keinen Vertrag und er meint ich müsse ihm das Geld wiedergeben ..... Sehe ich bei einem Auto mit 210.000 km anders .... mal sehen wie das weitergeht ... der Kollege ist noch ne Woche im Urlaub hätte ich das gewusst, hätte ich bestimmt keine neue Kupplung eingebaut ... blöd deswegen nun Ärger zu haben, aber da muss man durch und hart bleiben ....
Falk Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Niemals nicht verkaufe ich was an einen Kollegen, Nachbarn, Familie oder Freund. Zumindest kein Auto oder Moped
Doris Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Hi Alfred, das ist ja starker Tobak! Dem Kerl möchte man doch den Hals umdrehen. Der hatte Deine Tona doch garnienicht verdient. Keine Ahnung von Ackerbau und Viehzucht aber aufblähen. ALso die Mäusegeschichte, die Du mir unter unserer Hagelschutzbrücke erzählt hast war deutlich lustiger! Grüßle, Doris
Alfred M. Geschrieben 27. Mai 2009 Autor Geschrieben 27. Mai 2009 Die Gewährleistungsklausel griff in diesem Fall nicht mehr, da ich laut Gericht wissentlich die Motorgeräusche falsch interpretiert habe. Finanziell haben wir uns schon aufgerafft, geht in der Insolvenz leichter und man lernt auch mit weniger auszukommen. Meine Frau sagt heut noch:"Ich hab ja gleich gesagt, verkauf das Motorrad nicht!" Wo sie Recht hat hat sie Recht. Die Moral von der Geschicht, verkauf dein Moped nicht. (frei nach Wilhelm Busch) Grüßle Al Fred
Hardy Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Hast Du mal die "Fachwerkstatt" aufgesucht ? Oder ist die Firma schon lange Pleite. Die Gutachter scheinen ja auch "Experten" zu sein. (Nur wovon???) Hardy
Gast ralf Geschrieben 27. Mai 2009 Geschrieben 27. Mai 2009 Mann Mann Mann. Die Story toppt einige Stories, die ich im Leben erlebt und gehört habe. Zu allem Pech, kann man dir wohl zu deiner Frau gratulieren. Meist zebricht dann noch mehr... ralf
NorberT300 Geschrieben 30. Mai 2009 Geschrieben 30. Mai 2009 Moin Al Fred , das alles kann man gar nicht glauben ! Was aus so einem alltäglichen Mopedverkauf alles werden kann. Insbesondere macht mich das daraus resultierende persönliche Unglück nachdenklich ! Und dazu haben "Fachwerkstätten" und "Gutachter" beigetragen. Zu letzteren hab ich mal einen Fernseh- Tatsachen- Bericht gesehen, wie durch einen Gutachter jemand mehrere Jahre unschuldig hinter Gitter mußte. Erst dann wurde durch Zufall die Unschuld bewiesen. Der Gutachter ist heute immer noch tätig ! Soviel zu diesem Thema. Ich bewundere Deine Kraft und die Deiner Familie. Wie schon ein Vorredner schrieb: es hätte noch mehr kaputt gehen können...... Es scheint ja wieder aufwärts zu gehen. Das wünsche ich Dir jedenfalls !! Schön. daß Du auch wieder auf dem Mopped sitzen kannst !
Blockadebrecher Geschrieben 13. Juni 2009 Geschrieben 13. Juni 2009 Hi Al Fred, da muss ich Dir und Deiner Familie mal ein großes Lob aussprechen. Respekt daß Ihr das alles so gemeistert habt. Erschüttert hat mich nur wieder, daß man nur den besseren Rechtsverdreher braucht um (Un)Recht zu bekommen. Gefälligkeitsgutachten, schlecht informierte Gerichte, da wünscht man sich die gute alte Zeit mit den rauchenden Colts zurück. Ich werde diesen Beitrag mal im Hinterkopf behlten wenn meine Frau mal wieder meint ich fahre zu wenig und die Lady könne weg. Vielleicht bringt sie das ja von ihrem Spleen wieder ab. Bis denne und weiterhin alles gute.... Jürgen
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